Selten wurde eine Stadt so schön in Szene gesetzt.
Selten waren Charaktere so unsympathisch und eine Story so doof.
Die erste Mission ist eine Warnung. In einem grau-in-grau Level hacke ich mich durch einen Gebäudekomplex und darf dann endlich nach langweiligen 45 Minuten auf die Straßen von San Francisco. Hübsch ist es geworden, ich steige in ein Auto. Verwundert über das hakelige Fahrverhalten, schaue ich mir die Lombard Street und Golden Gate Bridge an. GTA in San Francisco, denke ich. Mr. Robot mag ich auch irgendwie. Vielleicht doch ein gutes Spiel. Auf zur meiner Hackergang und in die erste Mission.
Und ab hier wird es furchtbar. Unsympathische, möchtegerncoole Idioten sind in meiner Gang und ich bin einer von ihnen. Selten habe ich so dämliche Dialoge geskippt. Ich versuche trotzdem mal der Hauptmission zu folgen, auch wenn es durch den Überfluss an Nebenmission nicht einfach ist. Und alles kommt auf mein Handy, das nur so vollgeballert wird mit Dingen, die ich machen kann und irgendwie doch nicht will.
Das ist alles wirklich vielseitig, aber für mich wenig nachvollziehbar. So kämpfe ich als 24-Jähriger gegen das gemeine System und deren Firma „Blume“ mit meiner fancy Hackergang Dedsec. Ich sammle durch die einzelnen Missionen Follower, um mehr und mehr Leute auf meine Seite zu bekommen. Denn wenn das Volk hinter mir steht, ist der Kampf gegen Blume gewonnen. Natürlich ist es dabei kein Problem in meinen Missionen anderweitig kriminell zu sein oder Leute massenhaft umzulegen. Ubisoft ist es schließlich völlig egal ob und wie das alles zusammenpasst. Das kommt wie ein schlechter Film: packen wir schöne Landschaften rein, coole Autos und Gewalt. Und viel Content, sonst gibt es keinen guten Metascore. Story, Dialoge, Charaktere? Scheißegal. Das merkt keiner.
Stubenscore: 6,0 / 10
WATCH DOGS 2
http://watchdogs.ubisoft.com/watchdogs/de-de/home/
PC | XBOX ONE | PS4 (getestet)
Das ist dann nicht mein Ding. Hatte schon bei EBAY geboten, es aber zum Glück nicht bekommen.
Herrliches Review! Möcht ich nochmal sagen, hab ich ja vor ein paar Wochen schon bei mir verlinkt. Ich kenne Watchdogs 2 nicht, spiele aber gerade das erste WD auf der WiiU und auch da ist das einfach so treffend auf den Punkt gebracht: „Ubisoft ist es schließlich völlig egal ob und wie das alles zusammenpasst.“
Das tragische ist, dass so viele Aspekte an dem Spiel auch so gut sind, dass da so viel Mühe dahinter steckt, dass das Gebotene manchmal wirklich beeindruckend ist – und dann ist das alles so bedeutungslos. Ein Typ klaut einer Frau ein Handy, ich renne ihm hinterher, stoße ihn zu Boden. Ab da läuft das Spiel auf Autopilot, der „Held“ zieht einen Teleskopschlagstock (und Leute, die Telekopschlagstöcke mit sich rumtragen, sind mir mal grunsätzlich unsympathish) aus dem Mantel und schlägt den Typen zu Brei. Wollte ich das, wurde ich mal gefragt? Irgendeine Anzeige, von der ich nicht weiß, was sie eigentlich bringt, informiert mich, dass sich durch das gerade Erledigte meine „Reputation“ erhöht habe. Ja, schön. Hab ich das gestohlene Handy jetzt eigentlich wieder? Und wo ist die Frau hin, der es gestohlen wurde? Die ist einfach nicht mehr da, aus dem Arbeitsspeicher getilgt. Symptomatisch.
Danke Dir. Und ich kann nur unterschreiben, was Du sagst. Es gibt so viele Spiele, die mir einen Spielanreiz bieten und mich am Ende doch oft den Kopf schütteln lassen. Sei es die Kulisse wie hier San Francisco, AC Unity Paris oder die Landschaft von Dragon Age Inquisition – ich will das spielen. Und wenn ich dann ein paar Stunden drin bin, kommt dann oft die Ernüchterung. Mal abgesehen von diesen unsäglichen Sammelmissionen und Streckungen im Spiel, nervt mich diese unglaubliche Gleichgültigkeit meiner Handlungen im Spiel.