Wenn ich in jüngster Zeit ein Spiel spielte, das überwiegend anhand anderer Spiele zu beschreiben ist, dann ist dies Deadlight.
Man flüchtet vor Zombies durch eine Geisterstadt, sprintet über Hausdächer und drischt vereinzelt auch mal auf die Untoten ein.
Klingt nicht neu? Eben.
Deadlight ist eine dieser 2.5D Gestaltungen, in der eine 3D-Engine die Spielwelt erzeugt, während Kamerafahrt und Spielfigur aber auf die Arcade-bewährten 2D Bewegungen begrenzt bleiben.
Das Spiel setzt dieses Prinzip besonders konsequent ein, wenn Figuren als schwarze Silhouetten die Gebäude im Querschnitt durchwandern, während im Hintergrund die bombastische 3D-Welt perspektivisch korrekt mitscrollt.
Moment mal.. ein düsteres Jump ’n Run mit scherenschnittartigen Figuren?
Es liegt auf der Hand, wo man sich grafisch bediente. Und bei mir hat dies ganz offensichtlich gewirkt, denn kaum hatte ich Limbo beendet, fiel mein Blick erwartungsgemäß auf Deadlight.
Die Kulisse schlägt wie zahllose popkulturelle Exempel in die exploitationlastige Zombie-Kerbe mit den genretypischen Elementen: die Stadt verlassen, Familie retten, das Meer erreichen, zwischen die Fronten geraten.
Und auch hier trifft man auf die Bevölkerungsgruppen Flüchtling, Zombie, (Para)Militär und irrsinniger Eremit. Da kann einfach nichts schiefgehen. Und das tut es auch beim Gameplay nicht.
Tüchtig wie der frühe Prince of Persia kraxelt man durch Gemäuer, erklimmt höhergelegene Stockwerke und weicht Gefahrenstellen aus.
Was diesen Titel ausmacht, ist die gewaltige Tiefe der Kulisse und der Ideenreichtum bei der Inszenierung der unterschiedlichen Schauplätze. Lagerhallen, Kanalisation, Wracks und Bürokomplexe im Puppenhausstil werden durchschritten, während Farbfilter und Schattenwürfe immer eine dramatische Atmosphäre liefern.
Dazwischen meidet man die herumschlurfenden Zombies, schließlich ist man nahezu unbewaffnet und mehr als zwei Treffer kann man selten einstecken.
Der Fokus liegt also viel eher auf dem Geschick als auf einer Ballerorgie. Auch wenn man im späteren Spiel auf Schusswaffen stößt, bleiben Patronen Mangelware. Verursacht man durch Schüsse oder Stürze zuviel Lärm, dann lockt dies weitere Zombies an, die sich plötzlich aus der Tiefe des Raumes aufmachen, um sich auf die 2D-Ebene des Spielers zu begeben, was die Lage noch brenzliger macht.
Auch einige Fluchtszenen über Hausdächer fehlen hier nicht, um ein bißchen Tempo aufzunehmen. Der Mittelteil verliert allerdings deutlich an Fahrt, wenn man sich einen weiten Streckenabschnitt durch Fallen quälen muss, die eher dem Selbstzweck als der Storyentwicklung dienen. Cutscenes werden in groben Federzeichungen wie aus Erwachsenen-Comics dargestellt, was ja auch gerade sehr angesagt ist.
Fazit:
Limbo meets Walking Dead meets Canabalt.
Eine Collage moderner Spielelemente, die sich um einen erwachsenen Auftritt bemüht. Keine neuartigen Ansätze aber auch keine Schwachstellen. Grafisch hochwertig, atmosphärisch überragend und unglaublich dicht. Durch das solide Gameplay spielt es sich recht flüssig, ist äußerst unterhaltend und bleibt fair.
Stubenscore: 7 / 10
Deadlight
PC | Xbox 360 |
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