Schon lange habe ich mir nicht mehr während des Spielens so viele Notizen für den Testbericht gemacht.
Seit 2007 erscheint fast im jährlichem Turnus ein neuer Ausflug in den Animus, in dem wir die genetischen Erinnerungen eines Vorfahrens erleben. Mich hat dieser rote Faden der Erinnerungen durch die Historie nie fesseln können. Die AC-Reihe würde ich mehr akzeptieren, wenn ich einfach als Figur X in einer Zeit ein Abenteuer erleben würde.
Eingestiegen in die Reihe bin ich 2009 mit Teil 2. Das schöne Florenz des 15. Jahrhunderts und technische Unterstützung durch Leonardo da Vincis neusten Erfindungen waren ein Erlebnis. Danach wollte ich gleich Teil 1 nachholen, doch die friemelige Steuerung und nervigen Missionen auf Zeit nahmen mir schnell die Lust. Erst mit Odyssey (Teil 11 der Reihe) fesselte mich die Reihe wieder. So schön ist Griechenland und so sonnig. Doch auch so groß und so ein Zeitfresser. Außerdem nervt Ubisoft wieder mit monetären Anreizsystemen, um schneller voran zu kommen. Nach ca. 30% gab ich auf. Ob mich Valhalla begeistern kann, werde ich wohl noch probieren.
Syndicate ist aus dem Jahre 2015 und Teil 9 der Reihe. Die übersprungenden Teile vermisse ich nicht und ab ging es in den Animus. Als die Geschwister Jacob und Evie Frye wollen wir das historische London aus dem Griff der Templern und deren Blighters-Gang befreien. Beide Spielfiguren haben leicht andere Fähigkeiten, so dass die passende Figur uns in den Hauptmissionen vorgeschrieben wird, in den zahlreichen Nebenquests können wir aber wählen. Das gefiel mir sehr gut, zumal die Fähigkeitspunkte und Waffen immer für beide Figuren gesammelt werden.
In der Hauptmission müssen wir einen bösen Templerschurken jagen. Die Unterdrückung der Bevölkerung ist beeindruckend umgesetzt. Überall bettel Kinder, es ist schmitzig und die Stimmung ist schlecht. Dem Königshaus und der oberen Bevölkerung geht es hingegen ganz gut. Die Zeit der Industriellen Revolution war für die Arbeiterklasse kein Zuckerschlecken. Und so passen Nebenquests, wie die Marx-Erinnerungen, gut zum Szenario. Vor- und Nachteile von Arbeitnehmerverbünde oder Kinderabeit werden thematisiert.
Und ja, es ist ziemlich repetitiv. In jedem der sieben Bezirke gibt es fünf Aktivitäten, die je aus ein bis drei Missionen bestehen: Kinderbefreiung aus der Kinderarbeit und diverse Kampf- und Tötungsmissionen (Templerjagd, Kopfgeldjagd, Gangquartier, Bezirksübernahme). In fast allen Missionen erkunden wir erst das Gebiet, indem wir uns auf’s Dach schwingen. Zunächst schalten wir Scharfschützen auf den Dächern aus, dann geht’s an die Bodentruppen. Mittels Halluzinogenen greifen sie sich auch gern selber an. Diese Art Missionen ist schon der Hauptzeitanteil des Spiels!
Und es gibt viele Sammelobjekte: Von der altbekannten Truhe, über getrocknete Blumen und Plakte zum absoluten Feinkostschlager: Seltene Bierflaschen.
Wenn man einigermaßen sorgfältig die Bezirke reinigt kann man auf weitere Zusatzmissionen verzichten, auch wenn hier sicher noch ein paar Trophäen lauern. Denn das Kutschenwettrennen, der Kutschendiebstahl oder die Kutschenbeschützmissionen sind langweilig. Auch die Boxkämpfe bringen wenig Spaß, zumal man sowieso damit den Großteil seiner Zeit verbringt. Etwas nervig ist, dass man auf der Straße oft von den Blighters-Gangs angegriffen wird. Wir können zwar weglaufen oder uns Batman-mäßig mit dem Greifhaken auf ein Dach schwingen, es kostet aber unnötige Zeit. Mit der Zeit können wir unsere Verbündeten mit Gang-Updates verstärken und auf sie loslassen. Unsere Gang können wir auch in den Missionen nutzen, hier sind sie aber eher zum Töten gut und nicht bei Schleichmissionen.
Nebenbei lehrt uns das Spiel die Errungenschaften der damaligen Zeit. Die Eisenbahn war schon gut entwickelt, in London revalisierten Unternehmer, die aus größeren Kutschen die ersten Busse bauten. Auch unter der Erde tat sich viel. Die Stadt ist voller Baugruben für die U-Bahn und die Kanalisation.
Für meinen Geschmack kommt der Rätselspaß zu kurz. Wenn man einen Code braucht, drückt man R3 und schaut sich um. Irgendwo an der Wand wird der Code dann schon leuchten. Auch werden Gegner und stärkere Gegner im Scannmodus angezeigt. So arbeitet man vieles nur ab.
Fazit:
Eingentlich wollte ich nur die Hauptmission spielen, die sehr fesselnd ist. Mit den Nebenmissionen hat mich Syndicate dann aber doch für 40 Stunden unterhalten. Das hab ich nicht gebraucht: Ubisoft will uns mit Echtgeld einen XP-Boost und andere Dinge verkaufen. Finger weg! Sonst hören die nie mit der Abzocke auf.
Stubenscore: 8,5 / 10
ASSASSINS CREED: SYNDICATE
Webseite
PC | XBOX | PS4 (getestet)
Ich mochte die historischen Bezüge der alten Assassins Creeds. Gerade der zweite Teil oder auch Brotherhood hatten da große Momente. Das ist auch das, was mir an Valhalla fehlt, wie auch das Wiedererkennen des Settings. Da mag Valhalla eine wunderschöne Landschaft haben, aber London war im frühen Mittelalter halt nicht der Knaller.
Vielleicht probiere ich mich auch noch mal an Unity in Paris.