A Bridge too far

Welcome to hell!!

Frisch von der Spielemesse in Essen stürzte mich dieses Choose-Your-Own-Adventure-Buch in einen der härtesten Kämpfe des zweiten Weltkriegs. In der Rolle eines polnischen Fallschirmjägers der 1. unabhängigen Fallschirmbrigade, der hinter feindlichen Linien abgesetzt wird, sehe ich dem sicheren Tod entgegen. Wir wissen, dass die Operation „Market Garden“ Ende September 1944 nicht zu den erfolgreichsten der Alliierten gehörte, also bin ich auf alles gefasst.

Die ersten Seiten im Buch erklären ein paar Spielmechaniken, die recht einfach gehalten sind. So gibt es drei Skillwerte und die Möglichkeit Moralpunkte einzusetzen. Und auch wenn es eine würfelbasierte Kampfmechanik im Spiel gibt, so stehen moralische Entscheidungen eher im Vordergrund. So kann ein früh getroffener Entschluss auch mal zwischen Leben und Tod entscheiden, wobei es keine unvorhersehbaren Schicksale a la Jackson/Livingstone gibt. Die Auswirkungen meiner Handlung scheinen immer logisch und nachvollziehbar – und ich erwische mich, wie ich nachschaue (ohne zu Schummeln), ob eine offensichtliche Fehlentscheidung wohl zum Ableben führen würde. Dabei gibt es nicht den einen, richtigen Weg – unser polnischer Protagonist kann durchaus verschiedene Enden er- und überleben.

Positiv auch, dass die Geschichte sehr gut strukturiert und vor allem fesselnd geschrieben ist. Man will einfach wissen, wie sich das Schicksal von Marek Zadrozny entwickelt und ob er der Hölle des Kampfes um die Brücke von Arnheim entkommt. Zuletzt noch ein Lob an die historische Nähe, denn auch wenn der Hauptcharakter fiktiv ist, so sind die tatsächlichen Ereignisse der Tage authentisch wiedergegeben.

Stubenscore: 8 / 10

Mit dem Fallschirm ins Ungewisse. Die Illustrationen von Natalia Turzańska sind sehr gelungen.
Inventar und Entscheidungen werden notiert.
Die Karte hilft etwas bei der Orientierung, die Würfel braucht man nur optional – hier kann man auch zufällig das Würfelsymbol auf den Seiten entscheiden lassen.
Danke auch für Unterschrift. „Welcome to hell“ trifft es und diese Stimmung fängt das Buch eindrucksvoll ein.

A BRIDGE TOO FAR
BGG
PHALANX

4 Gedanken zu „A Bridge too far

  1. In den Augen vieler war September 1944 Krieg im Westen so gut wie vorbei. Das Deutsche Heer zog sich nach der Kesselschlacht von Falaise, einen Monat vorher hastig, zerschlissen und unorganisiert durch ganz Frankreich zurück. Der Vorstoß der Alliierten wurde weitgehend nur vom eigenen Nachschub limitiert. Warum nicht den Krieg mit einem kühnen Unternehmen beenden? Market/Garden war vom sonst eher auf Vorsicht bedachten Field-Marschall Montgomery die Lösung. „Market“ waren Luftlandetruppen, die die alle wichtigen Rheinbrücken lange genug halten sollten bis „Garden“, die Panzer des XXX Corps sie entsetzen, um danach auf die norddeutsche Tiefebene vorzustoßen .

    Für die letzten und entscheidende Brücke in Arnheim war die 1. polnische Luftlandebrigade von General Sosabowski vorgesehen. Das waren Männer, die entweder 1939 sich über das neutrale Rumänien, oder schlimmer über die Gulags der UDSSR, nachdem sie durch den Hitler/Stalin Pakt in Gefangenschaft gerieten, sich nach England durschlagen konnten. Als sie nach Tagen der Verzögerung endlich abgeworfen wurden, war die Operation schon ein ausgemachtes Desaster, denn vor Ort stand unbemerkt zur Auffrischung das 2. SS Panzercorps.

    Am Ende wurde Sosabowskis und seine Einheit zum Sündenbock erklärt und fast zeitgleich wurde die polnische Exilregierung in London zum Appeasement Stalins hintergangen, während zusätzlich der Warschauer Aufstand unter den Augen der Roten Armee niedergeschlagen wurde.

    In dieser tragischen Geschichte ist das Geschehen um die 1. polnische Fallschirmbrigade mit das tragischste. Ein perfekter Aufhänger für diese Choose-Your-own-Story. Das hätte ich wirklich gerne ausgeliehen.

    PS.: ich weiß nicht wie oft ich „A Bridge to far“ gesehen habe und wie viele Stunden ich in das wunderbare Close Combat 2 gesteckt habe. Ja das Thema hat mich gepackt.
    PPS.: sorry für den langen Text (:

    1. Endlich mal nen vernünftiger Kommentar. Auf jeden Fall kommt die Aussichtslosigkeit und der Wille „nur irgendwie rauszukommen“ sehr gut rüber. Das Buch hat mich motiviert die Historie nochmal nachzuschlagen, so dass mein YouTube-Verlauf wohl mal deinem ähnelt.
      Die armen Polen. Schön auch die rot weißen Lesezeichen.

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