Das Spiel für Wikinger
Wer die Nordische Mythologie über die Geschichte und Untergang der Götter in Kombination mit einer Mischung aus Kartendrafting, Area Control und Kämpfen mag, wird Rage Blood lieben. Ich war nie ein Fan um die Göttergedichte des nordischen Mittelalters und kann wenig mit den Begriffen Ragnarök, Walhall und den ganzen Göttern anfangen. „Warum setzen sie die Spielmechanik nicht mit Aliens um“, wird sicher auch der eine oder andere Leser beipflichten.
Aber die Mechaniken in den drei Spielrunden (Zeitaltern) mit dem ehrenvollen Tod und Wiederauferstehung zum nächsten Rundenbeginn ist schon sehr geschickt für die Szenerie gewählt. Grob zusammengefasst ist Rage Blood ein Siegpunkterennen, der Eifer nach Ruhm. Jede der drei Runden startet mit einem Kartendrafting, in dem wir von zunächst acht Karten uns eine auswählen und die anderen sieben dann an den Nachbarn weitergeben. Das machen wir so lange, bis jeder sechs eigene Karten hat und die anderen werden abgelegt.
Die fünf möglichen Aktionen, die die Spieler dann reihum haben, bis sie keine Aktionspunkte (Wut) mehr haben, sind gut ausgewogen. Wir können Truppen auf den Spielplan setzen (Invasion), Truppen umsetzen (Marsch), mit den Handkarten Monster ins Spiel bringen, Verbesserungen ausrüsten oder die verdeckt grünen Aufgabenkarten (Siegpunktebedingungen zum Rundenende) ausspielen und natürlich kämpfen (plündern). Das Regelwerk hierzu ist einsteigerfreundlich, nur die Schlacht in der Spielmitte wird „episch“, denn dort gibt es keine Limitierung, wieviele Kämpfer teilnehmen können. Ansonsten sind auf einem Schlachtfeld entsprechend der Dörfer in dem Gebiet nur wenige Einheiten (ca. 3-6). Die Stärke der Truppen wird um eine Kampf-Handkarte ergänzt, dann erhält der Sieger die Belohnung des Feldes (Wut-, Axt- oder Hörnerpunkt) und verbessert so auf seiner Leiste die Anzahl seiner Aktionspunkte, Siegpunkte je gewonnen Kampf oder maximale Anzahl Truppen auf der Karte.
Etwas unklar war, ob es nicht ein deutlicher Vorteil ist, wenn man früh im Spiel einfach ein Gebiet ohne Kampf plündert. Es gibt dann keine Siegpunkte, aber ja die Belohnung des Feldes macht uns stärker. Bei uns korrelierte diese Taktik mit dem Sieger.
Das hört sich jetzt komplex an, spielt sich aber ganz fluffig. Entscheidend ist auch die Wahl der Strategie über die Handkarten im Drafting, was man natürlich nur bedingt beeinflussen kann. Und achten muss man darauf, dass man nicht früh schon einen Kampf verliert, da man dann schon in Rückstand gerät.
Blood Rage war 2016 auf der Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres, zusammen mit 7 Wonders: Duel und Pademic Legacy. Gewonnen hatte Isle of Skye. Nach BGG ist Designer Eric M. Lang bislang an knapp 600 Spielen beteiligt.
Fazit:
Cooles Spiel, cooles Material. Da die Regeln auch nicht zu komplex sind hat man in zwei Stunden Spieldauer auch viel Spaß, auch wenn nur einer gewinnen kann. Der Karten-Drafting-Mechanismus nimmt zwar etwas den Glücksfaktor, aber mit dem richten Monster auf der Hand kann man schon mit der Spezialfähigkeit sich einen Vorteil herausspielen.
Stubenscore: 8,5 / 10
Brettspiel (getestet)
Bin auch kein Fan der nordischen Mythologie, weswegen mit God of War und Assassins Creed Valhalla vom Thema auch nicht komplett bekommen haben. Aliens bringen es aber auch nicht garantiert, der Film Romulus hat mich da auch teilweise enttäuscht.
„Trotzdem“ funktioniert Blood Rage sehr gut und die Mechaniken greifen schön ineinander. Klar sind einige strategische Entscheidungen overpowered (Stichwort „Glorius Death“). Aber eine Unausgewogenheit hab ich bei anderen Spielen schlimmer gesehen, die dann auch die Spiele eher kaputt gemacht haben. Beim Deckbuilder Eternitium scheint offensichtlich eine „defensivere Spielweise“ erfolgreicher zu sein, als denn wirklich weitere Karten zu kaufen und das Spiel zu spielen, wie es auch gedacht ist. Blood Rage macht aber Spaß und ist auch Dank seines Materials als Brettspiel eine runde Sache, wobei die digitale Version nicht so gelungen zu sein scheint.