Tikal

Klassiker: Spiel des Jahres 1999

Über 30 Spiele haben die Designer Michael Kiesling und Wolfgang Kramer bislang gemeinsam entwickelt und neben diesem Spiel des Jahres waren sie auch mit Heimlich & Co (1986), Auf Achse (1987), El Grande (1996), Torres (2000) und Azul (2018) erfolgreich.

Im Spiel führen wir unser Expeditionsteam durch den dunklen Dschungel, suchen hierbei die kostengünstigsten Wege, errichten Camps und entdecken hierbei Siegpunkte bringende Tempel & Schätze. Mechanistisch ist Tikal hierbei für ein Spiel des Jahres schon recht komplex. Aber damals wurde noch kein Preis für das Kennerspiel des Jahres verliehen. Denn wir decken zunächst ein Hexeck-Plättchen auf und legen dies an, hierbei muss man schon überlegen, dass die Plättchen für einen selber gut erreichbar sind, vielleicht verbaut man auch anderen Spielern den Weg durch den Dschungel. Danach haben wir 10 Aktionspunkte, die wir auf sieben verschiedene Aktionen verteilen können, auch mehrmals. Und so wägt man ab, ob man weitere Abenteurer ins Spiel bringt, um z.B. Mehrheiten für eine Wertungsrunde vorzubeireiten, Schätze ausgräbt oder mit einem Mitspieler tauscht, Tempel aufwertet oder gegen Mitspieler sichert oder ein neues Camp errichtet. Es gibt also viel zu überlegen.

Im „Profimodus“ kommt noch eine altbekannte Komponente hinzu. Hier werden die Hexeck-Plättchen nicht gezogen, sondern versteigert. Als Währung zählen die Siegpunkte, so dass man mit 20 Punkten im Spiel startet. Auch diesen tollen Mechanismus haben die beiden Entwickler später recycelt, z.B. in Der Schwarm.

Clever gemacht: Anfangs sind die Hexfelder noch recht einfach, so dass man gut ins Spiel kommt.
Meine Schätze. Zwillinge bringen 3 Siegpunkte, siehe unterste Zeile. Und die kompletten Regeln mit den sieben Aktionen sind auf der Kurzanleitung. Für „Anfänger“ aber eher abschreckend anstelle einer Spielerhilfe.
Wo man sein Hexeck-Plättchen platziert muss später im Spiel gut überlegt sein.

Fazit: 

Nach über 25 Jahren ist der Klassiker mechanistisch weiterhin gut spielbar. Auch wenn die Regeln „einfach“ sind, bieten die sieben Aktionen viele Möglichkeiten. 60 bis 90 Minuten sollten man für eine Partie mit vier Personen schon kalkulieren, besonders mit Grüblern am Tisch ist mit einer längeren Spieldauer zurechnen. Gerade gegen Ende wird es leider etwas zäh. Im Profi-Modus wird durch die Versteigerung der Plättchen der Glücksfaktor noch einmal sehr gut minimiert.

Stubenscore: 7,9 / 10


TIKAL

BoardGameGeek

Spieledatenbank Luding

Brettspiel (getestet)

12 Gedanken zu „Tikal

  1. Die Ludographie der beiden Entwickler ist schon beeindruckend. Teilweise waren sie auch allein für die Titel verantwortlich, wie Kramer für Auf Achse oder Kiesling für Azul. Erstaunlich, dass Kiesling auch noch als Geschäftsführer im
    Bereich ERP tätig war.
    Hexfelder mag ich seit Civilization – wäre bei einer Partie dabei!

  2. Danke für die Backstory und das testen. Das ist eines der Packungen, die einem zu Dutzenden auf Flohmärkten für einsfünfzich feil geboten wird. Dies in Verbindung mit dem abschreckenden (und nicht gut gealterten) Design würde es mich nicht einmal mit einer Beißzange anfassen lassen. Prima, dass aber ein gutes Spiel drin zu stecken scheint.

  3. Tikal hat uns damals überhaupt nicht überzeugen können – ich habs schnell wieder verkauft, solange der draufpappende Pöppel noch einen guten Preis versprach.

  4. Ja, kann ich verstehen. Aber mit einer Komplexität „heute“ von 2,78 war es damals eben echt komplex und viele Spiel-des-Jahres-Käufer (und eher Seltenspieler) waren überfordert. Für 1,50 Euro auf dem Flohmarkt würde ich da zugreifen. Wir vier können uns ja mal auf eine Partie treffen. Ich habe sogar die Version ohne Spiel des Jahres-Aufkleber 😉

    Und ja, hübsch geht anders. Gibt ja auch eine 25-Jahres-Kickstarterversion.
    Tikal 25

  5. @ ferengi:
    Wir haben damals viel gesiedelt, die Regeln hatte einfach jeder drauf – bis man sich den Regeln von Tikal wieder erinnert hatte, hatte man schon einmal komplett gesiedelt…

    Und so gehts ja vielen Spielern heute auch mit den ganzen gehobenen Kenner- und Expertenspielen – und deren schierer Masse.

    1. @KK: Irgendwie bringt mir das Regellesen und Verstehenlernen auch Spaß. Mit den siedeln habe ich schnell aufgehört, da durch eine Pechkomponente zu Beginn man chancenlos ist. Aber vielleicht krame ich das mal wieder als Retrotest aus …
      Vikings kommt auf die Whislist 😉

      1. Catan hab ich auch ewig nicht mehr gespielt – aber damals, als Tikal aktuell war, kannte Catan jeder, da war das schnell auf dem Tisch. RTikal fand ich schwer zu begreifen und noch schwerer zu erklären.
        Aber es stimmt schon, Catan war damals gut, hat sich aber dann irgendwann totgespielt. Immer neue Erweiterungen verlängern hauptsächlich ja nur das Spiel… heute geh ich optimiertem Siegpunktsammeln nach immer neuen Regelwerken eher aus dem Weg, Wikinger ist da eine der wenigen Ausnahmen (schnell erklärt, vergleichsweise schnell gespielt, nicht verkopft – und trotzdem taktisch).

        Zur Glückskomponente bei Catan:
        1. Wir haben das nie ohne Seefahrer gespielt, damit die Wolle ähnlich variabel wie die Strassen eingesetzt werden konnte.
        2. Ich hatte damals eine 4er-Runde, da hab ich ca. 2 bis 3 von 4 Spielen gewonnen – es kommt weniger aufs Glück als auf flexible Strategie an (auch beim Siedeln an Häfen und Handeln, je nach Startoptionen).
        Denn ich mag Spiele, die einen nach wenigen Zügen schon nur noch den anderen chancenlos hinterherlaufen lassen können, absolut nicht. Wäre das bei Catan so, hätte ich es kaum so oft gespielt…

  6. Mir hat Tikal gut gefallen, deshalb würde ich es auch wieder mitspielen, wenn es auf den Tisch kommt. Muss die Sammlung auch nicht verlassen.
    Ich kann die Abschreckung nicht nachvollziehen. Die Variante mit dem Versteigen der Felder hat mir besser gefallen, zuvor sollte aber in jedem Fall eine Einsteigerrunde ohne Versteigerung gespielt werden.
    Zur Komplexität: Ich habe bei unseren Neueinsteigern am Tisch schon gemerkt, dass es viele Informationen zu Beginn gibt, die den Einstieg erstmal erschweren. Wir haben uns ein sehr gutes Video angeschaut, wo alles ausführlich erklärt wurde. Die Übersicht der Spielzüge und deren Kosten empfand ich persönlich sehr gelungen. Man kommt schnell in den allgemeinen Spielablauf. Die Komplexität steckt eher in der Planung und Platzierung der Plättchen und Ausrüstung, besonders der Einsatz der Zelte sollte gut überlegt sein.
    Wir haben gleich im Anschluss eine 2. Runde mit Versteigerung gespielt. Dort war der Spielfluss gleich besser und es war ein Fortschritt bei den Einsteigern in deren Planung zu sehen.
    Mein Fazit: Nicht abschrecken lassen und spielen. Ist aus meiner Sicht ein zeitloser Klassiker.
    Es gab immer die Möglichkeit aus seiner persönlichen Lage etwas belohnendes zu machen, manchmal hat man dann im nächsten Zug die Nase vorn. Dies ist auch der sehr gut durchdachten Kostenaufstellung zu verdanken. Die Mitspieler können nicht alles machen und müssen sich dann entscheiden, ob Schätze gehoben werden oder ob es sich sich vielleicht doch lohnt, eine gute Position für sein Zelt zu sichern und dadurch die Runde keine Beute zu bekommen.

    1. Solche Videos gab es erst lange nachdem ich mein TIKAL bereits wieder verkauft hatte… 😉

      @ ferengi: Wir haben uns gestern erstmalig mit The GALLERIST von Vital Lacerda beschäftigt – für mich war das eher Arbeit als Spass, die gestrige Erstpartie kam von der Dauer auch fast an einen 8-Stunden-Tag heran 😉
      Ich verstehe nicht, warum umfangreiche Regeln kein alphabetisches Stichwortregister haben – das Suchen nach den richtigen Stellen beim häufigen Nachschlagen nervt mich total ab – das allein hätte uns gestern sicher 2 Stunden erspart!

  7. The Gallerist würde mich ja auch interessieren, aber da fehlt mir leider auch gerade die Zeit, so komplexe Spiele zu lernen.

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