Durch die Zeit gefallen
Nach dem Ende der großen Zeit der Textadventure und des Untergangs Infocoms (mehr dazu hier) formten ehemalige Mitarbeiter das Studio Legend Entertainment.
Legend Entertainment startete 1990 mit Steve Meretzkys Spellcasting 101 und wollte mit schlüpfrigen Humor an den Erfolg von Leather Godesses of Phobos anknüpfen, um als legetimer Infocom Nachfolger ehemalige Spieler zu bedienen. Bob Bates arbeitete parallel an Timequest, das dann als zweites Spiel 1991 erschien. Im Gegensatz zu Spellcasting ist die Geschichte von Timequest schwergewichtig: im Jahr 2090 reise ich mit Zeitmaschine, den sogenannten Interkrons, an sechs verschiedene Orte zu zehn unterschiedlichen Zeitpunkten. Mein Ziel ist es jeweils zu verhindern, dass der böse Zeke S. Vettenmyer Teile der Geschichte negativ verändert.
So finde ich im Handbuch zehn Missionen, die mich von Caesar 44 vor Christi bis zu Churchill im Jahr 1940 treiben. Die Idee ist nicht neu, aber es ist durchaus spannend, wenn man mit dem Zigarrenanzünder von Churchill eine Maske in Rom im Jahr 452 anzündet, die man aus Peking im Jahr 800 entwendet hat. Sind diese Rästel immer nachvollziehbar? Nur zum Teil, denn Bob Bates, der schwierige Spiele liebt, stand mit seinem ersten Werk für Legend nicht unter der Kontrolle von Infocom.
Es macht Spaß in Timequest durch die verschiedenen Epochen zu reisen, die großen Persönlichkeiten der Geschichte zu treffen und das ein oder andere Aha-Erlebnis zu haben. Leider ist es an der einen oder anderen Stelle ein mühsames Abklappern von Orten, suchen von Gegenständen und reines Probieren, da die Rätsels Lösung nicht immer klar ist.
Technisch lagen die Legend Adventure auf Infocom-Niveau und kommen mit einem sehr guten Parser. Schon die letzten Infocom-Spiele kamen mit Grafiken, einer Verben- und Gegenstandsliste und einem Kompass. So kann man Verben anklicken oder auch direkt in der Grafik Dinge untersuchen, wobei das in der Regel langsamer als die Texteingabe ist.
Anfang der 90er Jahre war Legend Entertainment klar, dass sie eine Nische bedienen und ihre Spiele keine Kassenschlager werden würden. Dennoch brachten sie noch einige hervorragende Interactive Fiction Werke, wie Eric the Unready oder auch die beiden Gateways heraus, um später in Richtung Grafikadventure und letztendlich sogar mit der Unreal-Engine Richtung Shooter zu gehen. Sehr empfehlenswert das Buch von Jürgen Hülsam, um mehr über die Geschichte von Legend Entertainment zu erfahren.
Stubenscore: 7,5 / 10
TIMEQUEST
Timequest : Legend Entertainment Company : Free Borrow & Streaming : Internet Archive
PC (getestet)
Ich bin ja ein bisschen beindruckt, wie du die die Parser Schoten mit 386 DX 33 Technik (jetzt mit VGA) reinzwirbelst. Ohne Spass – Hut ab und schön das hier niederschwellig mitlesen zu können. Und das kombiniert mit deinem allgemeinen Spiel-Archetyp bei dem du ziemlich konsequent jeden Flavortext skipst. Was macht da den Unterschied bei Dir?
Es liegt halt an der Qualität der Texte, denn jedes Infocom Adventure liest sich auch wie ein gutes Buch. Das macht Interactive Fiction halt auch zeitlos, während ich wirklich jeden nicht geskippten Dialog in Ubisoft-Spielen vergessen habe.
Beeindruckende Recherche, auch wenn ich weder auf Textadventure noch auf Klick-Texte-Versionen stehe.