Bier Pioniere

Streng nach dem Deutschen Reinheitsgebot?

Mitte des 19. Jahrhunderts waren wir vom Craft-Beer noch weit entfernt und so starten wir mit einer kleinen Brauanlage für Altbier („altes Bier“) und dem Ziel, 20 Siegpunkte zu sammeln. In der Tat bin ich mir von Beginn an noch nicht sicher, ob man das Spiel nicht viel einfacher ohne Brauen gewinnen kann oder zumindest die viele Energie nicht in den Ausbau der Anlage stecken sollte. Eine Spezialisierung auf die kleinen Siegpunktesammelaktionen kann vielleicht schneller zum Ziel führen.

Einen großen Tisch sollte man schon haben

Thomas Spitzer hat in gewohnter Weise ein verschachteltes Arbeitereinsatzspiel geschaffen. Neben 2 bis 3 Arbeiter, die wir auf 9 verschiedene Missionen senden können, platzieren wir noch ein bis zwei LKWs, einen Arbeiter für die Reihenfolge in der nächsten Runde, möglicherweise Bonusarbeiter auf dem Rundenendetableau sowie einen Arbeiter auf unserem Brauerei-Tableau. Mit dem Setzen lösen wir zahlreiche Aktionen aus und können Bier zum Brauen vorbereiten, brauen, brauen beschleunigen, Fässer bewegen, Bier gegen Siegpunkte verkaufen, Arbeiter und die Brauerei upgraden und vieles mehr. Ganz zu schweigen von den 64 Aktionskarten, die jeweils bis zu drei Aktionen haben. Und teilweise stehen hier auch recht interessanten Informationen zur Brauhistorie.

Im 10-seitigem Almanach darf auch Theodor König nicht fehlen.

Die ersten 30 Seiten der Anleitung erklärt die Mechanik gut. Man versteht nach ca. einer Stunde Lesespaß die Grundmechanismen und im ersten Spiel lernt man schnell, was man im zweiten Spiel anders machen sollte. Doch schnell merkt man im Spiel 2, dass die Karten die Mechanik ändern und man sich ständig anpassen muss. Die geplante neue Strategie passt dann wieder nicht, um die perfekte (und am schnellsten zu erreichende) Siegpunktestrategie zu entwickeln. Dies ergibt einen hohen Wiederspielwert.

Die Spielmechanik zu den Aktionskarten, also wie man sie erhält und wie die Auslage erneurt wird, kennen wir aus Arche Nova.
Unser Brauerei-Tableau. Einige Aktivitäten mit dem scharzen Ausrufungsstein müssen wir erst freischalten

Fühlt es sich an wie Bier brauen?
Wir können am Anfang nur Alt brauen und gucken, ob wir aufgrund unserer Handkarten und die offene Auslage andere Biersorten freischalten sollten. Wir legen Fässer ins Lager und transportieren sie in den Braukeller. Auch prüft man seine Handkarten, ob man eine gute „weiße Aktion“ hat, also einen Braumeister mit einer permanenten guten Fähigkeit in sein Brauerei-Tableau aufnehmen sollte. Auch optimieren wir unsere Brauanlage ständig. Also ja, wir sind Brauer. Einziges Manko: Warm mit den Brausorten jenseits von Alt und Pils wird man nicht. Zumindest gab es bei uns noch kein Anreiz, diese freizuschalten.

Siegpunkte bekommt man sehr wenige je Aktion. Aber wenn man einen Schwung Fässer verkauft, kann das Spiel auf einmal schnell zu Ende sein.

Um die sechs Spiele von Thomas Spitzer zähle ich auf Boardgamegeek. Alle zeichnen sich dadurch aus, dass es einen engen Bezug zum Ruhrgebiet gibt und die Spiele eine hohe Komplexität haben. In einem aktuellen Interview kündigte er weitere Themen mit Bezug zum Pott an. Wir dürfen gespannt sein …

Fazit:

Erfreulicher Weise wurden die Bier Pioniere auch in die Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres 2024 aufgenommen. Das Thema Bier passt in die komplexe Mechanik sehr gut und mit 90-120 Minuten ist die Spieldauer überschaubar.

Stubenscore: 8,0 / 10


BIER PIONIERE
BoardGameGeek

Brettspiel (getestet)

3 Gedanken zu „Bier Pioniere

  1. Workerplacement ist nicht mein Lieblingsgenre, aber mich würde auch Scarface 1920 sehr interessieren. Cooles Setting, tolles Spielmaterial, aber in Sachen Komplexität sogar etwas über Bier Pioniere.
    Aber ich glaube, dass die Komplexität dann auch den Reiz ausmacht und hoffe das mal zu spielen.

  2. Bier, Pott und Workerplacement – was kann schiefgehen? Nix, wie ich lese ! Metamäßig möchte ich noch hinzufügen, dass die Produktionsqualität mit diesem Test neue Sphären erreicht. Die sorgsam drapierte KöPi Hülse macht den Unterschied.

  3. Danke, sehr geehrter Leser Gerald Be. Wie schön ist es doch, wenn man für seine eigentliche Arbeit so wertgeschätzt wird.

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