100 Stunden ein Schwanken zwischen Begeisterung und Qual.
Baldurs Gate 3 hat mich geärgert wie kaum ein anderes Spiel. Die Larian Studios haben es an vielen Stellen einfach zu gut gemeint, denn es gibt von allem einfach sehr viel. So ist der Loot übertrieben, das Inventarmangement nervig, ständig finde ich Fallen, die ich entschärfen oder Türen die ich knacken muss. So speichere ich häufig, nicht nur vor entscheidenden Stellen ab, versuche meine Würfelglück und lade wieder. Schnell entscheiden sich auch Kämpfe nur anhand des Würfelglücks schnell sehr unterschiedlich – „Dank“ der engen Orientierung am D&D Regelwerk. Obendrein gibt es Unmengen an (zugegeben sehr guten) Quests und Dialogen – mehr mehr mehr, aber habe ich die Zeit?
Es passiert nicht häufig, aber Baldurs Gate 3 ist eins dieser Spiele, wie beispielsweise auch Death Stranding oder Breath of the Wild, das mich morgens vor die Konsole zieht. Der Reiz der Entdeckung, die toll inszenierten Kämpfe und tollen Charaktere lassen keine Langeweile aufkommen. Ähnlich wie bei Zelda kann eine Nebenquest einen schnell von der eigentlichen Haupthandlung ablenken, ohne dass ich die „zusätzlich“ investierten Stunden bereue. Die Aktionsfreiheit innerhalb der Welt, die damit verschiedenen Lösungswege für bestimmte Rätsel oder Kämpfe, ist einfach beeindrucken.
Es steckt verdammt viel Liebe in Baldurs Gate 3, ohne dass aus meiner Sicht jedoch eine Perfektion wie die beiden genannten Titel erreicht wird. Das liegt zum einen an den genannten Punkten, aber auch am Ungleichgewicht der Qualität der drei Akte im Spiel. Führte der erste Akt die Welt bunt mit Karibikflair ein, um dann langsam in Fahrt zu kommen, gefiel mir der zweite, weitaus dunklere Abschnitt des Spiels, doch am Besten. Im dritten und letzten Teil verliert Larians Werk dann an Struktur, die Storylines wirken etwas wirr und scheinen eher zusammengewürfelt. Dazu kommt, dass die Kämpfe sehr ausufern, gerade was die Anzahl der Gegner angeht – da wünsche ich jedem viel Spaß, die Endkämpfe auf „ausgeglichen“ oder gar „Taktiker“ spielt.
Hätte man aus meinen etwa 100 Spielstunden ein Best-of von 40-50 Stunden zusammengeschnitten, hätte mich das Spiel zufriedener zurückgelassen. Ein paar hundert Türen, Truhen, Bücher, oder Gegner weniger hätten mich gefreut. Und so bleibt ein großartiges, aber nicht perfektes Erlebnis.
Stubenscore: 9 / 10
BALDURS GATE 3
https://baldursgate3.game/
PC | PS5 (getestet)
Ich bin ja noch im ersten Akt und in der Phase, in der ich doch mit relativ viel Zeit mein Inventar am nächsten Shop wechsel. Das Dauerspeichern nervt auch schon leicht, gerade vor den Würfelphasen. Auch die ca 60 Aktionen, die man im Kampf optional machen kann, stören mich. Aber die Story und immer wieder neuen und guten Momente fesseln mich und ich werde mich auf jeden Fall weiter durchkämpfen.
Glückwunsch zum Finale (: Und eine 9 von 10 ist definitiv sehr fair für das Spiel. So großartig es ist, es ist nicht das „be all, end all“ Spiel, dass man durch den Hype erwarten könnte. Es bleibt ein so aberwitzig ambitioniertes wie unerwartet gelungenes Meisterwerk. Daran werden wir uns in 20 Jahren noch entsinnen. Ich freue mich wie Bolle auf meine ca. 60 Stunden, die ich noch voraus habe.