Es gibt nicht viele Spiele, die mit einem einzelnen Designer verknüpft werden. Sid Meier, David Cage, Brian Fargo, Hideo Kojima und wenige andere. Jon Shafer schreibt seinen Namen auf At The Gates.
Warum verbindet man Spiele nicht mit ihren Designern wie vielleicht einen Regisseur mit einem Film? Bestenfalls spielt man das „neue Spiel von Ubisoft“ oder mag das Leveldesign von Dishonored 2. Aber wer steckt dahinter und macht mich gespannt auf ein anderes Spiel „des Machers“? Ich muss schon nachforschen, wenn ich das neue Spiel von Sam Barlow spielen will, weil er Her Story und Silent Hill Shattered Memories gemacht hat.
Der Macher von At The Gates Jon Shafer war maßgeblich an Civilization 5 beteiligt, das zusammen mit dem zweiten Teil zu den besten der Serie zählt. Klar ähneln sich die einzelnen Civilizations, doch haben sie jeweils eigenen Charakter. Shafer hat also einen guten Namen in der Szene und hat die letzten Jahre an seinem eigenen Spiel gearbeitet. Was zunächst als Civ-Klon anmutet, entpuppt sich dabei als ein ganz anderes Spiel.
Im Zeitalter der Spätantike lässt mich das Spiel zunächst ein Volk wählen und so geht es mit dem Gothen los auf einer zufallsgenerierten Karte. Seen, Wälder, Felder, Gebirgsketten werden comichaft dargestellt und zeigen mir die Resourcen in der Welt an, die meinem Volk oder auch „Clan“ zur Verfügung stehen. Offensichtlich geht um Wachstum und so kann ich strategisch meinen Clan in sechs unterschiedlichen Berufsfeldern ausbilden, von Landwirtschaft bis zur Matallarbeit. Hinter diesen Feldern stecken dann einzelne Berufe, in denen meine Clanmitglieder ausgebildet werden können. Ich bilde erste Sammler, Holzfäller und Erkunder aus, achte dabei auch auf die Talente meiner Bewohner, um eine passende Berufung zuzuordnen. Denn meine Leute haben Bedürfnisse, Streitereien untereinander oder werden unter irgendwelchen Umständen unglücklich und damit unproduktiv. Die ersten Stunden mit dem Spiel sind wirklich spannend, da ich erst Spielmechaniken nach und nach verstehe und langsam mein Clan wächst und ich mein Reich langsam ausdehne. Dabei erlebe ich immer wieder Rückschritte, da ich mir das Konzept selbst erschließen muss.
Es gefällt mir sehr viel an At The Gates. Neben der neuen, frischen Spielidee, gefallen mir die gezeichneten Clanmitglieder – ich baue wirklich einen Bezug zu den einzelnen Figuren auf. Ich mag auch, dass sich das Spiel so verschließt. Ich werde nicht wie ein Depp durch ein Tutorial geleitet, sondern, „erforsche“ wie die einzelnen Spielmechaniken in sich greifen. Auch die Akustik. So begleitet mich das Spiel nur mit Sounds und keiner Hintergrundsdudelei. Vielleicht fehlte hier das Geld für einen epochalen Civ-Soundtrack, aber mir gefällt auch das.
Leider gibt es einiges, was mir nicht gefällt. At The Gates fühlt sich wie ein Early Access Titel an. Jon Shafer mag die letzten Jahre intensiv an seinem Spiel gearbeitet haben, aber an jeder Ecke wirkt das Spiel doch eckig und unfertig. Shafer selbst hat eine Roadmap der kommenden Fixes und Weiterentwicklungen veröffentlicht, die sich wie eine Early Access ToDo-Liste liest. Stellt ich die Frage, warum er sich nicht den Gefallen getan hat, das Spiel tatsächlich im Early Access zu veröffentlichen. Auch um die aufkommende, sehr durchwachse Kritik zu umgehen.
Eigentlich sollte ich At The Gates erstmal liegen und damit reifen lassen, aber ich probiere doch noch etwas weiter…
Stubenscore: unfertig / 10
AT THE GATES
https://www.atthegatesgame.com/
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