Wie habe ich auf dieses Spiel gewartet.
Nachdem mich playermichi mit Teil 1 „the Case of the Golden Idol“ eine neue diese Spielwelt gestoßen hatte (vielen Dank noch einmal!) und ich nicht aufhören konnte, bis ich es in einem Rutsch durch hatte, war ich vor Veröffentlichung des Nachfolgers leicht positiv erregt. The hype was real … but is it?
Wo wir im ersten Teil das Dahinscheiden perückenbewährter Zeitgenossen eines alternativen Barock bis Rokoko begleiteten, sehen wir uns nun einer funky Siebzigerjahre-Welt mit Schlaghosen und beindruckenden Schnauzern ausgesetzt. Alles mutet vertraut an und ist gleichzeitig so anders wie in unserer Welt.
Grundsätzlich hat sich am Game-Loop nichts geändert. Wir sehen einen oder mehrere Screens eines Falls an, klappern Hot Spots ab, ernten dabei „Wörter“ und puzzeln uns dann aus allen Informationen und visuellen Hinweisen die Fälle zusammen. Wenn ich lese, was ich da gerade schreibe klingt das furchtbar dröge. Ist es aber nicht. Ich könnte auch über Diablo und Konsorten schreiben: wir klicken solange böse Buben an, bis sie aufhören sich zu bewegen. Ich schweife ab.
Das Spiel wartet mit zwei großen Neuerungen auf. Da sind zum einen die „Meta-Aufgaben“. Die einzelnen Fälle sind nun in Story-Kapiteln zusammengefasst. Über diese 3-4 Fälle löst man dann diverse Kapitelaufgaben, die man aus den Inhalten der einzelnen Fälle löst. Dabei hilft, dass man nun deutlich nutzerfreundlicher durch die einzelnen Fälle und Kapitel mittels Menu hopsen kann.
Die andere große Änderung ist die Erzählweise. Wo Teil 1 noch mehr oder minder linear die Geschichte des Idols inklusive des Lazarus Hearst verfolgte, sehen wir uns nun einer an Christopher Nolan (Inception, Interstellar, Tenet … you know) erinnernden non-linearen Abfolge an Ereignissen ausgesetzt. Der Anfang ist das Ende, die Mitte ist der Anfang, das Ende ist … herrlich.
Eine ganz entspannte Auktion. Was soll schon schief gehen !
Mit Klick auf das Uhrensymbol springen wir eine Stunde weiter. Nun ist es zappenduster und einem der Teilnehmenden ging zudem final das Licht aus.
Muss man Teil 1 gespielt haben? Ich denke nicht, aber es entgehen einem dann die einen oder anderen Eastereggs und liebevollen Verweise an den ersten Anleger. Und: die Lernkurve ist deutlich flacher, denn die Fälle sind deutlich komplexer und knackiger geworden. Jetzt gilt es auch zuweilen anhand von 3 Pixeln zu erkennen, dass an dem Gegenstand Blut haftet. Ebenso ist die Anzahl Hot-Spots, Wörter und miteinander verwobener Handlungsstränge deutlich angeschwollen. Ist das etwas sperrig und old-School? Ja definitiv … aber auch gleichzeitig unheimlich befriedigend, wenn man die Twists des Falls spitz bekommen hat. Für ein paar fliehende Sekunden findet man sich dann auch etwas clever. Mit der Komplexität pro Fall stieg aber auch die Anzahl der Fälle. Das Finale von Teil 1 sah man bei gemütlichem Spielen nach 6 Stunden, bei Teil 2 habe ich nach dem Finale 16 Stunden auf der Steam-Uhr.
Kreativ: der Herr in weiß tanzt eine Geschichte. Wir übersetzen.
Vor lauter unverhohlener Begeisterung soll erwähnt sein, dass das Spiel sich auch die eine oder andere Macke gönnt. So erwartet das Spiel die exakten Lösungswörter. Doch es kommt vor, dass 2 Wörter vom Kontext her zum selben Ergebnis geführt hätten (ich schaue euch an „Verben“!) und man wie der Ochs vorm Berg nicht erkennt „was zur Hölle hier falsch sein soll“. Das kann dazu führen (ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage), dass die Lösung mittels eines zarten „brute force“ Ansatzes erzwungen wird. Sprich: ich probiere solange einzelne Kombinationen durch, bis die Lösung auf „grün“ springt. Zudem macht es die komplexe Erzählweise es einem nicht immer leicht sich zeitlich zu orientieren. Wer aber etwas Zeit investiert sich Charaktere und Zeitpunkte zu merken bekommt ein paar wohlige „WHAT THE F“ Momente. Wann kommt der erste DLC? Ich glaube ich starte noch einmal Return of the Obra Dinn.
Stubenzocker-Score:
9,5 von 10 Goldenen Idolen für Stubenzocker auf dem Hype-Train
8 von 10 für alle anderen
Bin noch dabei und lasse mir etwas mehr Zeit. Im Vergleich zum Vorgänger ist hier zumindest die Hürde der englischen Sprache gefallen, doch die neuen Fälle sind doch verzwickt und richten sich in ihrer Komplexität nicht direkt an Einsteiger – ja, es sind echt viele Hotspots abzuklappern. Ich verteile mir mal die Fälle auf die nächsten Monate.
P.S. Viel Spaß an Bord der Obra Dinn! 😉
Schöner Test. Dann werde ich da auch mal starten, runtergeladen hatte ich es mir schon als „Netflix-Game“.