Nehme ich das Gift oder lieber Erwürgen?
Eigentlich ein ganz nettes und vielversprechendes Setting: Heirats- und Machtbesessene Frauen kämpfen darum, den Duke of Landsdale zu heiraten. Doch als normale Bürgerliche habe ich da keine Chance. Und somit starte ich mit günstigen Opfern: Arbeiter. Ich lasse sie mit meinen Handkarten zu etwas Reichtum kommen (Bauernhof, Mühle …) und zufällig sterben sie dann. Dann erbe ich ihren Landbesitz und ihren Wert in Form von Kronen. Habe ich zum Ermorden eine Karte auf der Hand, kostet dies keine Verruchtheit. Denn die macht es der Frau schwer, später angesehenere Opfer zu heiraten. Und dies ist auch schon ein Knackpunkt in dem Spiel: Der Glücksfaktor. Unsere fünf Handkarten tauschen wir zwar rundum im Draftingmechanismus, aber wer keine Mordkarte abbekommt, muss bis zur nächste Runde warten (und auf bessere Karten hoffen) oder den Ehemann mit teuren Verruchtpunkten erwürgen. Zwar gibt es auch Möglichkeiten, die Verruchtheit wieder zu reduzieren, aber auch dafür benötigt man die richtigen Karten. Und Adlige, insbesondere später unser Zielobjekt, mögen es gar nicht, wenn wir nicht sauber sind.
Der Weg zum Sieg ist sonst eigentlich recht einfach: Jede Runde bezahlt man mit seinem Geld die Mitgift, um das möglichst teuerste nächste Opfer zu heiraten. Schon ohne großen Landbesitz ist er schon im Dahinsiechen deutlich wertvoller und ermöglicht dann in der kommenden Runde die Anschaffung des nächsten Opfers. Nach vier Runden war ich somit am Ziel und etwas gelangweilt über den Mechanismus.
Fazit:
Serien über den englischen Hochadel, wie Bridgerton, Downtown Abbey oder The Crown sind durchaus beliebt, so dass Designerin Sarah Shipp hier geschickt ein Spiel konzipiert hat. Das Szenario ist nicht so meins, so dass ich wohl auch keine Lust zu Obession habe. Auch wenn der schwarze Humor, insbesondere bei den kreativen Mordkarten, schon gut ist, hat mir eine Partie gereicht. Die 30 Minuten war es aber ganz lustig.
Stubenscore: 6,5 / 10
Brettspiel (getestet)</code
Glaube, dass Obsession schon mehr Tiefgang hat, aber stimme natürlich zu: das Setting macht schon eine Menge aus. Und wenn man dem Hochadel wenig abgewinnen kann, sinkt der Reiz trotz guter Spielmechanik sicher. Geht mir ein wenig bei Katzenspielen wie Mlem oder Los zum Floss so.
Ich muss ich outen Jungs: The Crown, Downton Abbey und „tragische Unglücke, die zu vorzeitigem Ausscheiden aus dem irdischen Joch von Menschen führen, deren Ableben mit gewissen Vorteilen für mich verbunden ist“ trifft voll mein Interesse. Teilweiser Spass beiseite: ich mag sowohl den Stil als auch die Treue zum Szenario. Das dahinter dann ein etwas schlichter Game-Loop steckt macht dem Ganzen freilich dann doch etwas Abbruch.