Clash of the Ardennes

Schach mit Panzern

Mit über 1 Mio Soldaten war die Ardennenoffensive (Battle of the Bulge) 1944/45 ein verlustreicher Versuch der Wehrmacht, den Hafen von Antwerpen zu erobern, um den Alliierten den Nachschub über den Hafen abzuschneiden. Elwin Klappe aus den Niederlanden nimmt dieses Szenario als Hintergrund für seine Schach-ähnliche Spielmechanik auf, die sich auch leicht auf andere Szenarien übertragen ließe. Der mit über 3.000 Exemplaren recht erfolgreiche Kickstarter kommt mit einer schönen Ausstattung.

Viel schönes Material

Passend zur Jahreszeit der Offensive haben wir eine schneebedeckte Landschaft, bestehend aus 7 Straßen á 18 Feldern. Die Haupteinheiten sind Panzer, Panzerabwehrmine und Infanterie. Diese sind auf 3mm-Holzplättchen edel bedruckt und werden um einige Spezialeinheiten ergänzt. Auch die Karten (Aufträge und Siegkarten für die Eroberung einer Straße) sind hochwertig. Neben der Anleitung gibt es ein Designer-Handbuch, eine Münze zur Entscheidung, wer den Kampf beginnt, und ein edele-verkleidete Packung.

Die Spielmechanik ist recht einfach:

  1. Wir ziehen eine Aufgabenkarte. In der Regel steht dort, dass wir gewinnen, wenn wir zwei spezielle oder irgendwelche drei Strassen erobert haben.
  2. Nun haben wir je Zug 4 Aktionspunkte. Eine Einheit aus dem Vorrat nach vorne auf eine Strasse (anliegend zu einer eigenen Einheit) anlegen (1 Punkt), eine hintere Einheit in einer Strasse nach vorne legen (2 Punkte), eine vordere Einheit zurück in den Vorrat legen (2 Punkte) oder eine blockierte Einheit (Feindkontakt) zurück in den Vorrat legen (teuer: 3 Punkte).
  3. Angreifen kostet keine Aktionspunkte. Wir haben drei Haupteinheiten, die sich gegenseitig schlagen: Panzerabwehrmine vernichtet Panzer, Panzer Infanterie und Infanterie die Mine. Mit drei Rängen bei der Infanterie können die sich auch gegenseitig schlagen. Und dann kann man noch zeitgleich eine von vier verschiedenen Spezialeinheiten auf dem Spielfeld haben. Taktisch zu berücksichtigen: Man schlägt immer alle unterlegenen Einheiten in der Reihe. Man sollte also nicht 4 Panzer hintereinander fahren lassen, denn durch eine Mine sind alle platt. Die Spezialeinheiten haben teilweise recht komplizierte Angriffsmoves, so wie das Pferd beim Schach.
Mein Auftrag: Strasse 2 und 5 oder irgendwelche drei Strassen
Anfangs fährt man noch unbedarft los, doch die Anzahl Truppen ist beschränkt.

Viele Schritte sind vorherzusehen und so kann sich der Kampf um eine Strasse ganz schön ziehen. Hat man dann mal eine Strasse erobert kommt das Problem, dass alle Einheiten, die dort in der Strasse liegen, gebunden sind. Daher muss man schon mal hintere Einheiten nach vorne setzen, um voran zu kommen. Sonst sind in dieser Strasse zu viele Truppen für die nächsten Strassen gebunden.

Während mein Gegner fast alle Truppen im Feld gebunden hat habe ich noch einen schönen Vorrat.

Und nun es gibt aber doch eine Zufallskomponente: Hat man eine Strasse erobert, zieht man eine Siegkarte. Und die können ganz schön mächtig sein. Meine ermöglichte den einmaligen Einsatz eines (1 !!!) zusätzlichen Aktionspunktes. Das ist richtig gut, da man so für die Eroberung der zweiten Strasse ein Überraschungselement hat, womit der Gegner nicht rechnet. Schade nur, dass mein Gegner zwei Siegkarten mit zwei bzw. drei zusätzlichen Aktionspunkten hatte und mich so leicht überrennen konnte.

Kurz bevor ich mit einer Siegkarte und den zusätzlichen Aktionspunkten überrannt wurde …

Fazit:

Die Taktikkomponente mit der Planung – welche Einheiten setze ich in welcher Reihenfolge, wo lenke ich von meiner Zielvorgabe ab und wie setze ich die Sondereinheiten ein – ist schon cool durchdacht. Bei gleichstarken Gegnern ist es dann aber ein ständiges setzen von Einheiten und wieder verlieren durch Angriffe. Die Glückskomponente der Siegkarten ist dann aber teilweise zu stark. Dafür macht die Atmosphäre viel gut.

Stubenscore: 7,0 / 10


CLASH OF THE ARDENNES

BoardGameGeek

Brettspiel (getestet)

2 Gedanken zu „Clash of the Ardennes

  1. Von so ziemlich allen Feldzügen des Zweiten Weltkrieges halte ich „The Battle of The Bulge“ aka. „Operation Wacht am Rhein“ am ausgelutschtesten. Es war ein von vorne herein wahnwitziges Unterfangen gegenüber heillos überlegenen alliierten Kräften, völlig erodierten eigenen Fähigkeiten, bei schlimmster Witterung und noch in unwegsamen Gelände. Es spricht Bände, dass Teil des operativen Plans war, dass Kraftstoffe zwingend vom Feind zu erobern sind, weil ansonsten die Panzerspitzen und Logistik nach Tagen liegen bleiben. Spoiler: Sie sind nach wenigen Tagen liegen geblieben. Das Spiel pickt sich lose die verzweifelten Kämpfe um den Verkehrskotenpunkt Bastogne heraus. Diesen galt es zu nehmen, damit Hasso von Manteuffels 5. Panzerarmee den Vormarsch Richtung Antwerpen aufrecht erhalten kann. Wenn man die wirklich hübschen Spielmaterialien außer acht lässt, ist das Setting allerdings nicht mehr erkennbar. Schlussendlich, wie Ferengi auch schon ausführt, erinnert es vom Flow an Schach, Mühle oder Dame. Die „Stein, Schere oder Papier“ Mechanik hätte auch auf ein Schlumpfthema, Bienchen und Bärchen oder irgend etwas Abstraktes gepasst. Zudem kann ich nur bestätigen, dass wir beide nach der ersten Partie keine Lust mehr auf eine zweite hatten. Das wäre anstrengend geworden. Von mir gibt es deshalb 3 von 10 Stielhandgranaten.

    1. Endlich mal ein negativer Kommentar, der mich nicht mehr so allein fühlen lässt.
      Aber schade, das Material sieht echt ganz nett aus, Setting spricht mich trotz der Ausgelutschtheit an – habe vielleicht auch 2000h weniger WW2 Content auf dem Buckel.

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